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Begrüßungsrede: Prof. Dr. Wolfgang Heit zur Gedenkfeier Anneliese Brost

Liebe Freunde und Förderer der Brost-Stiftung, meine Damen und Herren, Ich grüße Sie herzlich zu diesem Treffen. Wir wollen Vergangenes bedenken, das nicht vergeht und neues erfahren, das längst begonnen hat. Die Brost-Stiftung ist kein Denkmal, das wir jährlich einmal enthüllen. Sie ist im Sinne der Stifterin ein Werkzeug, ein Instrument, das leben wird, weil wir darauf spielen wollen. Darum haben wir uns in den vergangenen Monaten bemüht und einiges ist geschehen. Die arbeits- und geschäftsführenden Organe der Stiftung sind etabliert und erwiesenermaßen erfolgreich tätig. Ihre schlanke Struktur wurde sorgfältig entwickelt, sie sorgt für Transparenz der Entscheidungsprozesse und erleichtert die Zusammenarbeit der bestehenden Gremien:
  • Kuratorium,
  • Vorstand und Arbeitsstab.
Unser Verständnis von „Good Governance“,  hat einen Zweck: Gutes bewirken auf möglichst kurzen Wegen mit klugem Einsatz von Mitteln und Kraft. Das Instrument ist also optimiert und gestimmt. Der nächste Schritt wird unserem Programm gewidmet sein: Die Leitungsgruppe ist dabei, dem Stiftungszweck durch richtungsweisende Förderungskonzepte und die dazugehörige Agenda Ausdruck zu verleihen. Wir lernen aus ersten Pilotprojekten, die schon bestehen und wie „Public Art Ruhr“, weit gediehen sind. Laut Satzung ist der Schwerpunkt aller Aktivitäten das Ruhrgebiet. So war es von Anfang an und so sieht es auch die überarbeitete Fassung unserer Satzung vor. Regionalität darf  jedoch nicht unversehens in Provinzialität abgleiten. Die Versuchung ist groß, nur „regionale Entwicklungshilfe“ zu betreiben als eine Art Reparaturbetrieb für Versäumnisse und daraus resultierende Defizitstrukturen. Wir würden uns rasch verzetteln und unsere Einflussmöglichkeiten schwächen. Wichtiger und auch interessanter sind innovative Projekte, die aufzeigen, dass Problemlösungen durch Kooperation aller Leistungserbringer im gegenseitigen Verständnis für das gemeinsame Ziel nachhaltig erfolgversprechend sind und dadurch an Strahlkraft und Sogwirkung gewinnen. Erfahrungsgemäß wird jede Stiftung zum Magneten für weitgefächerte Bedürfnisse. Die Mildtätigkeit unserer Stifterin war stets gekennzeichnet von Großherzigkeit und Vertrauen. Gleichzeitig war Anneliese Brost aber auch eine Unternehmerin, die durchaus sparsam zu rechnen und ihre Mittel mit Weitblick einzusetzen verstand. Allokationen von Stiftungsmitteln an „professionelle Sozialgestalter“ waren ihr suspekt, sie widersprachen ihrem ausgeprägten Gestaltungswillen. Wir werden ihr Handlungsprinzip „sparsam aber großherzig zu helfen“ weiterleben lassen. Mit einfachen Worten: Wir öffnen erst unseren kreativen Verstand und dann die Kasse. Ich nenne drei Wegmarken, die unser Handeln näher bezeichnen und uns mittelfristig erreichbar erscheinen:
  • Wir sind uns selbst nicht genug. Wir brauchen den permanenten Dialog mit externen, unabhängigen Experten. Sie arbeiten uns zu, ohne eigene Förderzwecke zu verfolgen.
  • Wir streben Bündnisse an mit wahlverwandten Stiftungen. Wir wollen deren Erfahrungen nutzen und eine Hebelwirkung der eingesetzten Mittel erzielen.
  • Und wir suchen den Kontakt mit der Öffentlichkeit. Unsere Projekte sind „work in progress“. Also werden wir unsere Tätigkeit – nicht erst die fertigen Ergebnisse – kommunizieren und mit aktuellen Entwicklungen abgleichen.
Der öffentliche Diskurs weckt die Lebensgeister und schafft Vertrauen. Er wird uns auch helfen, die konstruktiven Gruppen und Kräfte von den destruktiven zu unterscheiden. Es genügt uns nicht, das Gute gewollt zu haben. Wir wollen es ermöglichen und praktisch umsetzen. Über allem steht der Gedanke: Die Brost-Stiftung wird nicht als regionale Sozialeinrichtung fungieren, die Feuerwehr spielt und Almosen verstreut, sondern langfristige Perspektiven entwerfen, die Impulse geben, die durchaus auch überregional wahrgenommen werden dürfen. Ich will es auf die Formel bringen: Nicht nur Förderstiftung, sondern vor allem Initiativstiftung wollen wir sein. Ich danke Ihnen und übergebe an Bodo Hombach.