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Auf Streife durchs Revier – Erster Band der Brost-Bibliothek ist publiziert

Politik, Wirtschaft und Polizei liefern in diesem ersten Band einen neuen Blick auf das Thema Sicherheit im Ruhrgebiet. Faktenreiche Einblicke in kriminelle Strukturen und historische Straftaten wechseln sich ab mit Augenzeugenberichten. Betroffen macht dabei vor allem die Schilderung einer Geisel, die während eines Banküberfalls über Stunden mit einer Waffe bedroht wurde. „…Ich musste den Haupttresor und alle bankeigenen Schließfächer aufschließen und sie räumten alles aus. Die ganze Zeit war die Waffe eines Täters auf mich gerichtet…“

08. April 2022

Berichte aus dem Alltag der Sicherheitsbehörden 

Für Professor Bodo Hombach, Präsident der Brost-Akademie, wirkt das Handeln der Sicherheitsbehörden tief in die Gesellschaft hinein. „Wenn jemand die Rüttenscheider Straße mit einem goldfarbenen Maserati röhrend hoch und runter fährt und die Leute zu wissen glauben, unter welchen Mitteln und Umständen er sich diesen Wagen zugelegt hat, dann stört dies das Gerechtigkeitsgefühl und hat verheerende Wirkung“, sagt Hombach im Herausgebergespräch des Buches „Auf Streife durchs Revier - Kriminalität und ihre gesellschaftlichen Folgen“. Gemeinsam mit Essens Polizeipräsident Frank Richter hat er die über 200 Seiten starke Innenansicht des Alltags der Sicherheitsbehörden zusammengestellt. 

An anderer Stelle berichtet eine Streifenpolizistin vom aufreibenden Alltag im Kampf gegen Unrecht und Kriminalität. Im Dienst sieht sie sich immer wieder Aggressionen ausgesetzt, selbst von Seiten der Menschen, die sie eigentlich schützen will. 

Dazu sagt Mit-Herausgeber und Polizeipräsident Frank Richter: „Mich hat jüngst ein Satz sehr nachdenklich gemacht. Einer von den jungen Kolleginnen und Kollegen, alle blutjung, exzellent ausgebildet, sagte: „Mensch, Herr Richter, ich habe manchmal das Gefühl, wenn ich die Zeitung lese, dass wir für etwas einstehen, woran die Mehrheit gar nicht mehr glaubt.“ Hombach warnt vor den Konsequenzen eines solchen gesellschaftlichen Stimmungsbildes: „Wenn das Vertrauen in den Staat, der für die Gewaltenteilung zuständig ist, verloren geht, dann geht ja mehr verloren, als dass kein Sicherheitsgefühl mehr existiert. Dann geht das Vertrauen in das ganze Regelwerk verloren.“ 

Aktuelle Zahlen machen Hoffnung 

Dabei liefert die aktuelle Polizeistatistik eigentlich Zahlen, die Vertrauen in die Sicherheit vor der eigenen Haustür schaffen sollten. 2021 registrierte die Polizei insgesamt gut fünf Millionen Taten, 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. 2016 hatten die Fallzahlen noch über sechs Millionen gelegen. Wären da nicht gleichzeitig erschreckende Zahlen über Kindesmussbrauch: 44.276 registrierte Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zeigen gerade den Menschen in NRW, dass Lügde kein Einzelfall war. 

Einmal mehr wurden Brisanz und Aktualität des Themas „Innere Sicherheit“ im Kontext der Auftaktveranstaltung zur neuen Brost-Akademie belegt. Wenige Tage nach seinem Impulsvortrag in der Debatte um „Kriminalität und ihre Folgen:  

(Un-) Sicherheit im Ruhrgebiet“ präsentierte NRW-Innenminister Herbert Reul die aktuelle Bilanz im Kampf gegen die Clankriminalität. Der Erfolg der polizeilichen Maßnahmen spiegelt sich u. a. in sechs Prozent weniger Straftaten durch kriminelle Clans gegenüber dem Vorjahr.   

„Nordrhein-Westfalen ist heute kein Honigtopf für kriminelle Clans mehr. An der Null- Toleranz-Strategie der Polizei und unserer Ermittlerinnen und Ermittler verbrennen sich die Clans die Finger. Wir piesacken mit Erfolg, nehmen den Kriminellen ihre illegalen Millionen weg und tun alles dafür, dass die, die aussteigen wollen, auch aussteigen können“, sagte Reul.  

Beschlagnahmte die Polizei in diesem kriminellen Milieu im Jahr 2020 knapp vier Millionen Euro, waren es in 2021 rund 10,2 Millionen Euro! Unter anderem wurden Bargeld in Höhe von 8,4 Millionen Euro sowie Immobilien im Wert von 1,1 Millionen Euro gesichert. 

Aktuelle Zahlen und Debatten bestätigen die Relevanz des Themas „Innere Sicherheit“, dem sich die Brost-Akademie auch künftig im Schwerpunkt ihrer Projekte widmen wird. Das Buch „Auf Streife durchs Revier - Kriminalität im Ruhrgebiet und gesellschaftliche Folgen“, (248 Seiten), herausgegeben von Professor Bodo Hombach und Frank Richter, erhalten Sie unter ISBN 978-3-8288-4755-2 beim Tectum-Verlag. 

Das ist die Brost-Akademie 

Als neue Heimat für die gesellschaftspolitischen Aktivitäten der Stiftung unter dem Motto „aus dem Ruhrgebiet für das Ruhrgebiet“ will die gemeinnützige Institution vor allem den Vorbildcharakter des Ruhrgebiets für andere Regionen in den Fokus stellen. Integration, ökologischer und technologischer Wandel - Herausforderungen, die in vielen Teilen des Landes noch bevorstehen - werden hier bereits vollzogen. Alle gesellschaftlichen Bereiche, die vom Wandel besonders betroffen sind, werden in Praxisprojekten, Digitalformaten, Veranstaltungsreihen und Buchpublikationen beleuchtet. Exemplarische Lösungen aus dem Ruhrgebiet für die Region und das ganze Land werden aufgezeigt.  

Daneben wird die Akademie zukünftig die Menschen im Ruhrgebiet zu Wort kommen lassen, ihnen niedrigschwellige Angebote machen und die Umsetzung praxisnaher Lösungsvorschläge fördern.  

In der neuen Reihe „Brost-Bibliothek – Impulse aus dem Ruhrgebiet“ erscheinen ab sofort vier Mal jährlich Publikationen, die das Revier von einer neuen Seite beleuchten.