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„Raus aus dem Lebenslänglich“ – eine Stimme für die Opfer von Kriminalität

Eine Podcast-Serie zum Sammelband

Passend zur Veröffentlichung des Buches „Wir haben lebenslänglich – Kriminalität aus der Opferperspektive“ startet die Brost-Akademie eine begleitende Podcast-Serie, die den Themen des Sammelbandes eine zusätzliche Plattform bietet. In sechs Folgen beleuchten Experten und Betroffene die oft unsichtbare Perspektive der Opfer von Kriminalität und setzen Impulse für einen besseren Opferschutz.
Die erste Folge, „Das ganze Leben ändert sich“, ist bereits online und bietet tiefgehende Einblicke in die emotionalen und gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen Betroffene nach einer Straftat konfrontiert sind. Moderatorin Andrea Donat spricht mit der Kriminologin Prof. Dorothee Dienstbühl und dem ehemaligen Essener Polizeipräsidenten Frank Richter über sekundäre Viktimisierung, die Bedeutung von Unterstützung im Umfeld und mögliche Wege zur Stärkung der Opfer.

Wöchentliche Folgen mit tiefen Einblicken

Jede Woche erscheint eine neue Folge des Podcasts und widmet sich spezifischen Themen, die im Buch aufgegriffen werden:

Folge 2 & 3: Opfer als Störfaktor – Der erschütternde Bericht eines Stalking-Opfers und die Schwächen von Justiz und Behörden.
Folge 4: Alt, ausgenutzt, abgeschrieben – Betrugsdelikte gegen Seniorinnen und Senioren.
Folge 5: Opferschutz als Torso im Recht? – Eine juristische Perspektive auf die Rechte von Verletzten.
Folge 6: Das Grundrecht auf Sicherheit – Die staatliche Schutzpflicht bei schwerwiegenden Gefährdungslagen.

Die Podcast-Serie lädt dazu ein, sich intensiver mit der Realität der Opfer von Kriminalität auseinanderzusetzen und zeigt konkrete Handlungsmöglichkeiten auf – sei es im familiären Umfeld, durch gesellschaftliches Engagement oder im beruflichen Kontext.

Hören und Mitgestalten

Die ersten beiden Folge der Serie „Raus aus dem Lebenslänglich“ finden Sie ab sofort auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Neue Episoden erscheinen im wöchentlichen Rhythmus.

Das Buch „Wir haben lebenslänglich“ ist als Band 7 der Brost-Bibliothek im Tectum Verlag erschienen. ISBN 978-3-68900-095-0.

Folge 5: Opferschutz als Torso im Recht?

Dieser Frage geht im Podcast Jens Gnisa nach, ein Mann der es seit Jahrzehnten gewohnt ist, Recht zu sprechen. Der Jurist, der das Amtsgericht in Bielefeld leitet, beschreibt im Gespräch mit Moderatorin Andrea Donat, dass sich das Recht für die Opfer in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat. Die Verletzten seien mit einem ganzen Paket an Rechten ausgestattet, und Opferschutz sei kein Torso mehr im Recht. Doch es gebe eine Reihe von Hindernissen, die in erster Linie psychologischer Natur seien. Er zeigt anhand von Verfahrensabläufen Schwachstellen und Lücken im Recht auf und fordert dazu auf, dass alles unternommen werden sollte, um diese zu schließen. Anhand von Verfahrensabläufen skizziert Jens Gnisa die Überforderungssituation der Verletzten mit der Konsequenz, dass diese dadurch häufig nicht alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen würden. Opfer müssten insgesamt besser durch die Verfahren geleitet werden. Mit Blick auf die „nicht schuldfähigen Täter“ führt er aus, wie stumpf das Schwert der Justiz für die Betroffenen ist. Die Ziele im Opferschutz seien noch lange nicht erreicht.

Folge 3: Opfer als Störfaktor Teil 2

In dieser Folge geht der Stalking-Fall, von dem Iris und ihr Sohn Lennart betroffen sind, in eine neue Phase. Dem Mann, der ihnen jahrelang nachgestellt und der sie bedroht hat, wird wegen eines anderen Falls in einer anderen Stadt der Prozess gemacht. Die beiden Verletzten schöpfen Hoffnung, das nun auch ihre Geschichte endlich vor Gericht Gehör findet. Doch die Gerichtsverhandlung wird erneut zu einem traumatisierenden Ereignis für die Betroffenen. Und auch Zeugen der Verhandlung sind fassungslos, wie der Stalker vor Gericht nahezu ungehindert seine Aggressionen ausagieren und das Opfer bedrohen und beleidigen kann. Zumindest führt der Prozess aber dazu, dass der Stalker sich nicht mehr auf freiem Fuß befindet. Zeit für die Verletzten durchzuatmen und sich wieder zu sammeln. Iris und Lennart wollen mit ihrer persönlichen Schilderung dazu beitragen, dass bestehende Gesetze und Regeln, die dem Opferschutz dienen, in der Praxis tatsächlich angewandt und umgesetzt werden. Sie beschreiben, was getan werden könnte, damit sich Stalking-Opfer zukünftig nicht ausgeliefert und allein gelassen fühlen müssen.

Folge 4: Alt, ausgenutzt, abgeschrieben

In dieser Folge des Podcasts „Raus aus dem Lebenslänglich. Durch Kriminalität Verletzte im Revier ergreifen das Wort.“ macht Tina Bommert, Kriminalhauptkommissarin beim Polizeipräsidium Essen, die schwerwiegenden Nöte und Verletzungen von älteren Menschen sichtbar, die Opfer von perfiden Betrugsmaschen werden. Dabei geht es hauptsächlich um Enkeltrick-Taten, Schockanrufe und Taten falscher Polizistinnen und Polizisten. Im Gespräch mit Moderatorin Andrea Donat schildert Tina Bommert, wie die Täter in organisierten Bandenstrukturen agieren, rhetorisch geschult sind und hochprofessionell, inzwischen auch mit Einsatz von KI, vorgehen, um ihre Opfer in einen psychischen Ausnahmezustand zu versetzen. Tina Bommert, die sich über ihre Polizeitätigkeit hinaus für Opferschutz engagiert, nimmt uns mit in den bewegenden Essener Fall von Hermine (Name geändert). Welche verheerenden psychischen, emotionalen und sozialen Auswirkungen die Taten bei den verletzen älteren Menschen hinterlassen, wird im Podcast deutlich, bis hin zum völligen Rückzug aus Scham und Selbstzweifeln. Doch es werden auch Möglichkeiten skizziert, wie wir alle diese Verletzten stärken und unterstützen können.

 

Folge 1: Das ganze Leben ändert sich

Zwischen Ohnmacht und Empowerment: In der ersten Folge des Podcasts „Raus aus dem Lebenslänglich. Durch Kriminalität Verletzte im Revier ergreifen das Wort.“ geben die Kriminologin Prof. Dorothee Dienstbühl und der Essener Polizeipräsident a. D. Frank Richter im Gespräch mit Moderatorin Andrea Donat aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit und im Umgang mit Opfern weitreichende Einblicke, welche Auswirkungen die Verletzung durch Kriminalität auf das Leben und den Alltag der Menschen hat. Dabei wird der Begriff „Opfer“ eingeordnet, die verschiedenen Reaktionen und Bedürfnisse der Verletzten dargestellt, und vulnerable Gruppen finden hier besondere Beachtung. Die beiden Fachleute schildern, dass es nach der Tat sehr häufig dazu kommt, dass die Verletzten erneut zu Opfern werden, dass es also zu einer sogenannten sekundären Viktimisierung kommt. Der Podcast gibt eine Reihe von Hinweisen, was zum Schutz der Opfer getan werden kann, und das geht alle an. Denn wir können als Familie, Freundes- und Bekanntenkreis oder Arbeitskollegium dazu beitragen, dass Verletzte ihren Raum erhalten sowie unterstützt und gestärkt werden.

Folge 2: Opfer als Störfaktor Teil 1

In dieser Folge des Podcasts „Raus aus dem Lebenslänglich. Durch Kriminalität Verletzte im Revier ergreifen das Wort.“ geht es um einen drastischen und langwierigen Fall von Stalking. Hier haben Verletzte, Iris und ihr Sohn Lennart, die Courage, mit der Moderatorin Andrea Donat über ihre leidvolle Geschichte zu sprechen, wie es einem Stalker fast ungehindert durch Behörden und Justiz gelang, ihr Leben in einen Albtraum zu verwandeln. Es verdient größten Respekt, dass sie uns teilhaben lassen, wie das Stalking toxisch in ihr Privatleben, ins Berufs- und Schulleben aber auch in sämtliche soziale Kontakte sickert.  Ohnmächtig müssen sie erleben, wie sie von Menschen aus ihrem Umfeld gemieden werden, weil diese befürchten, selbst ins Visier des Stalkers zu geraten. Aber auch Behörden sehen sie als Störfaktoren sehen, da sie für Berge von Schriftkram sorgen. Wie konnte ein Täter jahrelang ungehindert Menschen verletzten, ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen?