Nr. 30: Ein Pils im Sommer mit der Schwester
Sie tragen diese weißen, ärmellosen Sportjacken, und ich denke: praktisch. Denke das Wort praktisch, an das ich hier so oft denke, wenn ich Dinge sehe oder Menschen begegne. Praktisch, das ist ein Wort, das in Deutschland so liebevoll in den Mund genommen wird, denke ich, wie in Frankreich modisch oder schön. Praktisch ist des Deutschen höchstes Lob, das nur noch getoppt werden kann, wenn dem Praktisch ein Nachhaltig angefügt wird. Während man in Frankreich der Schönheit huldigt, denke ich, zollt man in Deutschland der praktischen Seite Tribut. Wird in Frankreich der modische Aspekt honoriert, rechnet man in Deutschland einem Gegenstand seine Nachhaltigkeit hoch an. Würde man in Deutschland über etwas sagen, dass es modisch ist, so würde man damit nur hervorheben wollen, dass es vergänglich ist. In Frankreich hingegen wird das Wort praktisch meist abwertend gebraucht. Na ja, es ist eben praktisch, würde man sagen, um zu betonen, dass es weder schön, noch modisch ist.
Sie tragen also diese ärmellosen Sportjacken und ich denke, dass sie sie sich bei Tchibo oder in einem Laden für Seniorenmoden im Sommerschlussverkauf geholt haben und stelle mir sogleich die Werbung vor. Pflegeleicht ist bestimmt ein Wort, mit dem diese Jacken beworben wurden. Praktisch dann das zweite Attribut, weil diese Jacken mit den vielen Taschen ermöglichen, Portemonnaie, Schlüssel und Handy sicher zu verstauen. Sind sie tatsächlich im Sommerschlussverkauf erstanden worden, so könnte preisreduziert das letzte schlagende Kaufargument gewesen sein. Pflegeleicht und praktisch und, um das alles zu krönen, vielleicht auch noch ein preisreduziert, denke ich und frage mich, ob die zwei Damen die zwei Jacken gemeinsam ergattert haben. Sicherlich, denke ich, wurde diese Jacke zuerst von einer entdeckt. Dann wurde die für praktisch und pflegeleicht befundene Jacke nachgekauft. So, wie man ja in Frankreich einen modischen Fetzen nachkauft, der einem in der Garderobe der Freundin gefallen hat.
Die Worte praktisch und pflegeleicht fallen mir auch sofort bezüglich der Kurzhaarfrisur ein. Und ich vermute, dass zuerst eine diese praktische Frisur verpasst bekommen hat und die andere dann, nachdem sie die Frisur als praktisch und pflegeleicht befunden hat, zum selben Friseur geeilt ist.
„Entschuldigen Sie, sind sie Geschwister?“, spreche ich die beiden Frauen an.
„Sieht man uns das an?“, erwidert die, die das Antworten übernehmen wird.
„Gleiches Outfit, gleiche Frisur!“, konstatiere ich.
„Ja“, erwidert, die, die das Antworten übernehmen wird „wir sind Geschwister.“
„Und Sie haben ihr Leben lang den Laden geschmissen?“
„Wie meine Sie das?“, fragt nun die andere und schaut mich neugierig an.
„Keine Zeit für Firlefanz“, erkläre ich, dann presche ich dreist vor: „Leben Sie zusammen?“
„Wir sind nach dem Tod meines Mannes ins gleiche Haus gezogen“, sagt die, die das Antworten übernehmen wird. „Sie hat eine Wohnung im ersten, und ich im zweiten Stock.“
„Um zusammen zu sein. Und damit wir auf uns aufpassen können“, fügt die andere hinzu.
„Wie praktisch ist das denn!“, begeistere ich mich. Dann werde ich ernst und frage: „Ist das die Lösung, um glücklich zu sein? Pragmatisch durchs Leben zu gehen?"
„Wir gehen nicht durchs Leben, sondern in die Eisdiele“, sagt die, die das Antworten übernehmen wird. „Ein Bierchen trinken. Muss auch mal sein.“
„Ein Bier im Sommer mit der Schwester“, fügt die andere hinzu „da gibst nichts Schöneres.“
Sie tragen also diese ärmellosen Sportjacken und ich denke, dass sie sie sich bei Tchibo oder in einem Laden für Seniorenmoden im Sommerschlussverkauf geholt haben und stelle mir sogleich die Werbung vor. Pflegeleicht ist bestimmt ein Wort, mit dem diese Jacken beworben wurden. Praktisch dann das zweite Attribut, weil diese Jacken mit den vielen Taschen ermöglichen, Portemonnaie, Schlüssel und Handy sicher zu verstauen. Sind sie tatsächlich im Sommerschlussverkauf erstanden worden, so könnte preisreduziert das letzte schlagende Kaufargument gewesen sein. Pflegeleicht und praktisch und, um das alles zu krönen, vielleicht auch noch ein preisreduziert, denke ich und frage mich, ob die zwei Damen die zwei Jacken gemeinsam ergattert haben. Sicherlich, denke ich, wurde diese Jacke zuerst von einer entdeckt. Dann wurde die für praktisch und pflegeleicht befundene Jacke nachgekauft. So, wie man ja in Frankreich einen modischen Fetzen nachkauft, der einem in der Garderobe der Freundin gefallen hat.
Die Worte praktisch und pflegeleicht fallen mir auch sofort bezüglich der Kurzhaarfrisur ein. Und ich vermute, dass zuerst eine diese praktische Frisur verpasst bekommen hat und die andere dann, nachdem sie die Frisur als praktisch und pflegeleicht befunden hat, zum selben Friseur geeilt ist.
„Entschuldigen Sie, sind sie Geschwister?“, spreche ich die beiden Frauen an.
„Sieht man uns das an?“, erwidert die, die das Antworten übernehmen wird.
„Gleiches Outfit, gleiche Frisur!“, konstatiere ich.
„Ja“, erwidert, die, die das Antworten übernehmen wird „wir sind Geschwister.“
„Und Sie haben ihr Leben lang den Laden geschmissen?“
„Wie meine Sie das?“, fragt nun die andere und schaut mich neugierig an.
„Keine Zeit für Firlefanz“, erkläre ich, dann presche ich dreist vor: „Leben Sie zusammen?“
„Wir sind nach dem Tod meines Mannes ins gleiche Haus gezogen“, sagt die, die das Antworten übernehmen wird. „Sie hat eine Wohnung im ersten, und ich im zweiten Stock.“
„Um zusammen zu sein. Und damit wir auf uns aufpassen können“, fügt die andere hinzu.
„Wie praktisch ist das denn!“, begeistere ich mich. Dann werde ich ernst und frage: „Ist das die Lösung, um glücklich zu sein? Pragmatisch durchs Leben zu gehen?"
„Wir gehen nicht durchs Leben, sondern in die Eisdiele“, sagt die, die das Antworten übernehmen wird. „Ein Bierchen trinken. Muss auch mal sein.“
„Ein Bier im Sommer mit der Schwester“, fügt die andere hinzu „da gibst nichts Schöneres.“